Gunter Dueck

"Arbeiten wir härter in einem kargeren Rahmen oder brechen wir zu neuen Ufern auf?" (S. 276) Es geht immer um diese Frage und die Komfort- bzw. Sicherheitszone, die um uns errichtet wurde. Von uns selbst oder anderen.

Die sterbenden Einzelhändler in allen Stadtkernen zu sehen, es schmerzt mich und immer wieder denke ich darüber nach. Warum kommt dort niemand auf die Ideen der Läden, die Amazon und andere Internetkonzerne bald eröffnen werden? Es liegt so nahe.

Tatsächlich zitiert Guenter Dueck (GD) diese Aussage von Verbandsleuten: "Das mit dem Internet ist so eine Mode, besonders Facebook, das hört bald wieder auf. Wir haben eine vorübergehende Durststrecke, das halten wir durch. (S 277). Die Hüter der Tradition wollen es weitergehen sehen, wie seit Jahrzehnten, während ihre Dämme schon längst unterspült sind.

Die Kopfnoten von gestern (Ordnung, Fleiß, Mitarbeit, Betragen) müssen nach GD heute neu definiert werden, z.B. durch:
-Kreativität, Originalität, Sinn für Humor
-Gemeinschaftssinn, der auch andere aktiviert
-Positive Haltung zur Vielfalt des Lebens
-Liebende Grundhaltung zu den Menschen....

Ein hervorragendes Buch, gespickt mit Beispielen aus dem Berufsleben von GD, inspirierend und sowohl für den Einzelnen (Selbstständigen, Angestellten) als auch Unternehmen interessant, um klarer zu sehen und jene Menschen zu identifizieren, die aus der Komfort- und Do-Nothing-Zone herauskommen - mit einem unbeugsamen Willen und dem Herkules-Können zur rechtzeitigen Veränderung.

Andy Warhol war der Meinung die eigentliche Kunst besteht darin, Dinge zu verkaufen. Auch darum geht es, wie wird ein Konzept durchgesetzt, welche Fallstricke und Hindernisse muss man bedenken, eine Idee ist zunächst mal wenig, ihre Durchsetzung im Umfeld der realen Welt alles.

Gut, dieses Beispiel einer Bewertung durch einen erfolgreichen Manager: er meinte das Prinzip des Do-Nothing sei bei Menschen übermächtig: alles zu lassen wie es ist, klingt bequem, erfolgreich und gut. Es nestelt sich überall ein, dieses Wellness-Denken. Genau hier, am Allzumenschlichen, am Gewohnten scheitern die meisten neuen Ideen, wenn sie auch noch so erfolgreich projektiv berechnet sind.

Dieses Buch ist auch deswegen so wichtig, weil die Veränderungszyklen heute immer schneller werden und viele (auch Medienleute) das Internet noch nicht in seiner ganzen Tragweite begriffen haben. Auch wenn heute Trolle anscheinend das Internet dominieren, laufen im Hintergrund längst Teamworks und eine neue Generation von kreativen Menschen in neue Richtungen, die den Gedanken dieses Buches entsprechen.… (mer)

Wir alle haben uns heute in eine neue Ideologie gefügt, deren Erfüllung von uns jenes Unwissen fordert, dass man mit schwarmdumm umschreiben kann. Der Wettbewerb um immer neue, unnötige Produkte zeigt sich nirgendwo so stark wie in der Versicherungsindustrie. Günter Dueck (GD) greift sich diesen Bereich besonders heraus, um zu illustrieren, welchen Fehlentwicklungen wir heute aufsitzen. Früher boten uns Versicherungsvertreter jene Produkte an, die wir brauchten. Sie waren absolut nicht gierig. „Das stach die Konzerne, für die sie arbeiteten. Die Konzerne verlangten immer mehr Unterschriften oder Versicherungsverträge, sie zwangen die einst netten Versicherungsmakler dazu, schwarmdumm gierig zu werden." Wenn Automobilunternehmen heute ihre Intelligenz darauf richten, Abgasnormen zu unterlaufen, dann sind sie schwardumm, aber beseelt von einer Wirtschaft, die alle Hemmungen verloren hat.

Der irrsinnige Wettbewerb ist zum Selbstläufer geworden, wir hinterfragen nicht mehr, sondern machen mit – und zwar als Konsument ebenso wie als Mitarbeiter von Unternehmen. Schneller produzieren, mehr verkaufen, Schwachstellen einbauen, andere übers Ohr hauen, mit Durchschnittsargumenten hantieren, alles in Massen verkaufen, überrumpeln statt überzeugen – diese SchwanDummheit muss in Schwarmintelligenz umgewandelt werden und dieses Buch von GD liefert eine hervorragende Grundlage, um die Zusammenhänge zu verstehen bzw. optimierende Schritte einzuleiten. Wettkampf will nur gewinnen, Wetteifer möchte insgesamt besser werden: Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um einen gravierenden Kulturwandel, den GD In seinen wesentlichen Punkten analysiert und jene Punkte herausarbeitet, die für eine Umkehr notwendig sind.

„Deutschland sollte sich ein großes Ziel setzen. Ich selbst würde Deutschland zum ersten Land umbauen, in dem der Besitz von privat Autos verboten wäre. Der ganze Verkehr wird durch selbst fahrende Autos abgewickelt, die jedem als Taxi zur Verfügung stehen. Jeder Einwohner bekommt eine Flatrate von 14.000 km im Jahr. Wer irgendwo hinl will, ruft per Smartphone ein Taxi. Wenn es nur noch Taxis gibt, brauchen wir sehr viel weniger Autos als heute. Heute parken die Autos fast ihre gesamte Lebenszeit. Im Durchschnitt fahren sie am Tag vielleicht 7 %. Wir brauchen nie mehr Parkplätze zu suchen, wir brauchen keine Parkhäuser mehr und keine Innenstadtparkplätze. Wir haben weniger Unfälle, keine Alkoholkatastrophen und wir fahren auf der Autobahn schneller, weil selbstfahrende Autos keine dummen Gafferstaus erzeugen und viel besser einfädeln.“

Alle Argumente, die sie zu diesem kleinen Ausschnitt der Schlussrede des Buches einwenden könnten, sind dort entkräftet und einer Lösung zugeführt, die überzeugt. Noch überzeugender ist das Plädoyer für die Freiwilligen-Organisation bzw. deren Stärke und Handlungsrelevanz für zukünftige Erfolge vor allem in Großunternehmen, deren Organisation einer größeren Gefahr ausgesetzt sind, schwarmdumm zu werden als der Mittelstand. Langfristig gibt es keine Alternative zu Managern, die in der Lage sind, eine Freiwilligen-Organisation zu führen, die arbeiten, um etwas zu bewirken statt einfach Dienst nach Vorschrift zu tun.

Sehr unterhaltsam, sehr ein-leuchtend und noch lehrreicher, an Erkenntnisperlen aus der Praxis aufgereiht, kreativ und verändernd!
Ein sehr gelungenes Buch.

2015… (mer)