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Heike Gfrereis

Författare till Zettelkästen Maschinen der Phantasie

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Verk av Heike Gfrereis

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Kein Wegweiser der Jugend, sondern eine Landkarte.,
Das wolle er sein, Ernst Jünger, der Vielschreiber, Sammler und Weltreisende, rastlos kategorisierend, aufsaugend und abgebend. Er dürfte einer der Meistdiskutierten, aber am wenigsten gelesenen deutsche Schriftsteller sein.

Dieser Katalog zur Ausstellung im Limo (bis 27.3.2011) ist eine Umsetzung der Inhalte dieser soeben eröffneten Schau auf das Werk von Jünger. Die Ausstellung ist grandios nach meinem Empfinden, das Beste seit langem Gesehene, sowohl von Inhalt, Design und der Art der Präsentation. Schon der Eingang phänomenal: der Blick nach unten auf einen bunten Regenschirm, von dort aus die Wand scheinbar zerrissen, einem Riss oder Strich folgend.

Seine Sätze sind Wortgewitter, hin und hergezogen aus seinen Schubladen und Notaten, neu geschichtet, analysiert und gemixt. Jünger ist ein unermüdlicher Sammler von Ideen und Tieren, er lebt und atmet seine Gedanken, auf seinem letzten Kalenderblatt steht: "Ich habe Gott auch jetzt nicht um Rat gefragt und ich glaube, er ist mir dankbar dafür."

Jünger musste niemand um Rat bitten, alles schöpfte er aus sich selbst und den Erlebnissen, beginnend mit dem 1. Weltkrieg, der ihn prägt und zu seinem ersten Roman führt: In Stahlgewittern

Um 1950 der Eintrag: "Monotonie. Fordert die Droge heraus."

"Maßhalten im Schmuck der Rede" schreibt ihm sein Deutschlehrer unter einen weit ausladenden Aufsatz. Gottfried Benn urteilt: "Sprachlich unsicher, charakterlich unbedeutend." Ernst Jünger liebt den erlesenen, voluminösen Vergleich: "Ich sah die Steine in der heißen Sonnen zittern wie in der Wartung neuer historischer Umarmungen."

Sein Buchzeichen: "In Stürmen gereift."

Seine Stifte holt er aus einem Bambusbecher: "Auf Biegen und Brechen."

"Das Politische ist die Lustseuche der Politiker", schreibt er, der sich nie so ganz, von nichs vereinnahmen ließ außer von sich selbst.

Vielleicht sein Vermächtnis: "Jeder Autor hat einen Sinn, in welchem alle entgegengesetzten Stellen sich vertragen, oder er hat überhaupt keinen Sinn."

Oder das, aus dem Tagebuch 1929: "Während der Hinfahrt (nach Palermo) imitierte ich im Traum den Dr. Hielscher, der Sinn des Lebens liegt in der Zerschrotung unserer individuellen Existenz."

Ernst Jünger nimmt nach 1945 irgendwie die Rolle von Stefan George ein, er wird konsultiert von fast allen Autoren, er schreibt und schreibt, Briefe und Notate, ja, er sichtet irgendwie sogar schon seinen eigenen Nachlass, er redet von der posthumen Existenz.

Ich empfehle allen, die es einrichten können, einen Besuch der Marbacher Ausstellung und die Vertiefung durch diesen marbacherkatalog. Selten habe ich eine größere Zettel- und Gedankensammlung gesehen (nur die von Arno Schmidt wäre vergleichbar). Und jeder kann daraus seine eigene Sichweise zusammenschnipseln, seine entgegengesetzten Pole befrieden.

23. November 2010
… (mer)
 
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Clu98 | Apr 6, 2023 |
Seit Jahren führe ich Zettelkästen, sammle Satz- und Gedankenschnipsel, Lesefrüchte, Querverbindungen, ich ordne, systematisiere, versuche das Chaos zu sichten, Logik, Schlüsse, Wahrheiten zu finden. Fehlende Übersicht, Durcheinander, Ausdauer, Denken, Vergessen, Wiederfinden - Sätze drehen sich, überwältigen, lassen verzweifeln. Meine Zettel sind keine Maschine, sie haben keine Logik, sie bedürfen der Arbeit, sie sind lose und zusammen, fliegend und fest - kurz: phantastische Träumereien, die manchmal das Licht der Öffentlichkeit erblicken, manchmal nicht.

Dieser MarbacherKatalog ist die Zusammenfassung einer Ausstellung, deren Inhalte sich nicht verzetteln (ein Begriff aus der Weberei!), sondern eine faszinierende Gesamtschau auf ein Thema bieten, das jeden umtreibt, der Satzschwärme in zusammenhängende Aussagen und Sinnhaftigkeit bringen möchte. Alleine das Äußere (transparenter Rücken, in dem man die gehefteten Buchteile sieht, franz. Broschur) besticht. Die Begleit-Texte und die Exponate/Bilder, die Hintergründe - man muss diese Ausstellung gesehen bzw. gelesen haben.

Der erste Macintosh neben klassischen Zettelkästen, Bilder, Handschriftliches, Ausgeschnittenes, Reiter, Kästen, Details, vergilbt, neu, schmutzig, ordentlich. Diese Ausstellung zeigt die Leiden der Entstehung, die langweiligen Sortiervorgänge, eine kreative Rückschau, ein lustmachendes Eintauchen in die Gedankenwelten anderer. Mit hervorragenden Begleittexten, auf einem Niveau, das man nur als hervorragend bezeichnen kann.

F.C. Delius fertigte mit dem erstem Mac sein Buch Konservativ in 30 Tagen. Ein Hand- und Wörterbuch Frankfurter Allgemeinplätze- Oskar Pastor sammelte in alten Pralinenschachteln Buchstaben zum Anagramieren. Unendliche Möglichkeiten durch Holzkästchen vordergründige Ordnung zu schaffen, während im Inneren die Verwirrung lauert. Stundenlang bietet diese Ausstellung/Katalog Einblicke in andere Gedanken und Sichtungsversuche.

Schöner kann man es nicht sagen:
„Gottseidank weiß mein Zettelkasten nichts von Ordnungsprinzipien und Selbstverlorenheiten, ihn zu durchstreifen ist jedesmal wie ein Spaziergang durch den undurchforsteten Dschungel. Was sich beim Durchstreifen anzettelt, ist Kondensation des Glücks, ist Wolkenbildung und Erinnerungsregen. Und es bewahrt mich vor dem, woran ich schwer trage: der Leere, von der ich weiß, dass es sie nicht mehr geben wird.“ (Alissa Walser, S. 151)
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Clu98 | Mar 17, 2023 |
Die Bildunterschriften könnten etwas größer sein, ich benötige dazu ein Vergrößerungsglas. Aber das war auch schon der einzige kleine Wermustropfen in diesem Fotoalbum, das mit "Papa 1903 Calw" eröffnet.

Man ahnt etwas von der Strenge des Vaters, eine graue Eminenz mit langem Bart am Schreibtisch sitzend, mit einem A4 Blatt in einer Hand, skeptisch zur Seite schauend, eine Erziehung andeutend aus einer Zeit, die in Hesse tiefe Spuren hinterlassen wird.

Landschaften, Menschen, Grau in Grau, Beliebigkeit, Städte, Häuder, Licht und Schatten noch nicht wirklich konturiert, nicht klar gezeichnet, verschwommene Anfänge mit Witz, Humor (Hesse auf einer Säule sitzend in Siena) und Einblicke in Beginnendes nicht nur von Hesse, sondern auch der Fotografie.… (mer)
 
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Clu98 | Mar 13, 2023 |
Was ist die Literatur, was kann sie und was bleibt von ihr?

Alles aus Marbach ist verschwenderisch reichhaltig und wahrhaft ausufernd ausgestattet, weil Geld keine Rolle spielt. Hier arbeiten Liebhaber der Literatur fernab von Vermarktungsengpässen. Was ich sagen will: wirklich schöne Bücher und Gestaltungen, die beeindrucken. Ebenso die Inhalte, meistens!

Hier ganz besonders Enzensberger: Eine Marbacher Marginalie.

"Auf des Messers Schneide steht der Archivar zwischen der Kunst, zu vergessen und der Kunst, sich zu erinnern."

George Forestier, Ich schreibe mein Herz in den Staub der Straße. (1952)
= Karl Emerich Krämer, ein Verlagsangestellter, der George Forestier frei erfunden hatte, aber hcoh gelobt wurde, z.B. von Stefan Andres, der ihn als deutschen Rimbaud sah....)))
… (mer)
 
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Clu98 | Mar 1, 2023 |

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