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Verk av Franz Sutter

Die schönsten Gedichte. (1996) 5 exemplar
Tintenfass. 11. No future? (1991) 4 exemplar

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Medlemmar

Recensioner

Einige Denker empfehlen nur Bücher zu lesen, die älter als 30 Jahre sind. Man entdeckt dann, dass sich Grundlegendes nur infinitesimal ändert. So auch in diesen bemerkenswerten Essays und Lichtblicken des Nachdenkens, die mich durch Kürze und Fokussiertheit beeindruckt haben. Dabei interessieren mich nicht Karrieren oder Entwicklungen der Schriftsteller, sondern das Wort, die Sätze, das, was tatsächlich gesagt wird. Wenn man mehr wissen möchte über die Autoren, einfach bei Wikipedia nachlesen.

Mit den Inhalten der Beiträge ist man raus aus aktuellen Fragen der Hirnforschung und ähnlicher Vernebelungen freien Willens, man dringt vor zu dem Kern wirklich gültiger, humaner Fragestellungen, Hoffnungen und Niederschlägen. Hat die Menschheit wirklich Fortschritte gemacht oder stimmt, was Heinrich Böll in "Luft in Büchsen" formuliert: "...in einem blinden, profitgierigen Optimismus hat man über eineinhalb Jahrhunderte lang Industrialisierung betrieben." Zu vermuten ist, dass wir schon längst im Hinblick auf den natürlichen Haushalt der Erde auf Pump leben und nach dem Essay von Böll hat sich einen Protestbewegung ohnegleichen gebildet, die genau seine Gedanken aufgreift.

Zu Recht steht der klare, überragende Denker Friedrich Dürrenmatt an der ersten Stelle aller Essay ("Die Abenteuer des Geistes", Seite 11). Selten fand ich Gedanken so glasklar aufgereiht und logisch begründet, selten so menschlich und richtig. "Von den Fahrten auf den Mond wird sie (die Menschheit) enttäuscht heimkehren, es gilt die neuen Abenteuer zu finden, es sind dies jene des Geistes." Dieses Buch macht sich die Mühe, die uns alle bewegenden weiten Sätze der Gedanken und Ideen, des wirklichen Fortschrittes herauszukristallisieren - und schon dieser Auftakt gibt den Vergleichsmaßstab wieder.

Dürrenmatt spricht mir aus dem Herzen, aus vergangener Zeit direkt ins Jetzt herüberzielend: "Aber vor allem alles gegen die für jeden denkenden Menschen beleidigende Einteilung in rechts und links, in marxistisch und faschistisch, in progressiv und reaktionär, in diese dem Fortschritt des Geistes hohnsprechenden mittleralterlichen Kategorien des Entweder-Oder." Die Vermutung von Dürrenmatt wird zutreffen: "wir sprachen auf der Welt vor und fielen durch." Die Frage ist nur, ob es ein natürliches Ende nimmt oder ob wir den Planeten vor dem natürlichen Ablauf geplündert haben werden.

Einfach zeitlos richtig die Feststellung von Erich Mühsam: "Er wird niemandes Knecht sein und wissen, dass nur der kein Knecht ist, der auch niemandes Herr sein will. Der Mensch ist frei, der allen anderen Menschen die Freiheit lässt, und die Gesellschaft wird frei sein, die kameradschaftlich Gleiche in Freiheit verbindet."

Fellini schreibt: "Auf jede Periode eines dumpfen Materialismus folgen immer Zeiten der Geistigkeit." Dieses Buch macht Hoffnung und vermittelt keinesfalls den Buchtitelgedanken "No Future." Es zielt mitten in das größte Abenteuer überhaupt: die Freiheit des Einzelnen in geistiger Frische und in sozialer Phantasie, so wie Robert Walser am Ende skizziert: "Sie (die neuen Menschen) haben das schöne Bedürfnis, einander zu fragen, ob sie einander unterstützen könnten. Sie gehen nicht gleichgültig aneinander vorbei, aber ebensowenig belästigen sie einander. Die Menschen, die dort wohnen, wo die Gedanken wohnen, sind weit davon entfernt, eine Lust in irgend jemand anderes Unlust zu finden und eine abscheuliche Freude zu fühlen, wo ein anderer sich in Verlegenheit befindet."

Ein wunderschönes, weit reichendes Buch voll menschlicher Sorgen und Hoffnungen, Ideen, Anregungen, Phantasien und Mutmachern. Fast habe ich das Gefühl, dass sich Herr Precht mit seinem neuen Buch Die Kunst, kein Egoist zu sein: Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält den Staffelstab aus diesem Buch nach Jahrzehnten von kalter Luft in schönen Büchsen und jungen Rentnern auf süßen Harleys aufnimmt und endlich jene Visionen vorgibt, nach denen wir alle wirklich dürsten: die Vision des homo humanus.

2010
… (mer)
 
Flaggad
Clu98 | Apr 6, 2023 |

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