Virginie Despentes ist mittlerweile sehr bekannt durch ihre Bücher über Vernon Subutex. Dieses Buch hier ist älter und fälschlicherweise wird es wie ein Jugendbuch vermarktet. Das ist es aber nicht, im Gegenteil, eigentlich ist es nur ein Buch für Erwachsene, denen die jugendliche Nebendarstellerin einen Spiegel vorhält. Bruno ist um die 30 und im herkömmlichen Sinn völlig erfolglos, arbeitet kaum, ist psychisch sehr angeschlagen, kifft in einem fort. Da eröffnet ihm seine Freundin, die er mit 17 hatte, dass sie von ihm damals ein Kind bekommen habe. Dieses Mädchen Nancy ist 13 und auch nicht ganz einfach, zumindest nicht für die alleinerziehende Mutter, die beruflich sehr erfolgreich ist und doch ziemlich verzweifelt.
Das Buch ist nun nicht wirklich eine dieser rührenden „Kind rettet Erwachsene“- Geschichten, da Bruno sich einfach jeder Rettung widersetzt. Dazu ist er schon zu lange ohne Job und Bindung, dazu ist er zu zynisch und suhlt sich schon zu lange im Selbstmitleid. Und dann schafft es die Botschaft des Buches doch, denn am Ende geht es natürlich doch darum, “die Leute an sich zu drücken, wenn sie in Not sind“. Also, sehr ungewöhnlich für die Autorin zumindest damals, hat das Buch in gewisser Weise ein Happy End. Was der 11. September 2001 dann da zu suchen hat, entzieht sich meiner Interpretation, ich fand es nicht passend. V.a. 17 Jahre später, in denen das Thema oft verarbeitet wurde, wirkt es hier wie im ersten Schock noch hingekleistert. Aber ansonsten trotz der typischen schnoddrigen und gewollt unkorrekten Sprache der Autorin ein Buch mit einer erstaunlich konservativen Botschaft, die meines Erachtens auch gut dargestellt ist: Liebt euch und lasst euch so sein, wie ihr seid! ( )